Meinen ersten Kater bekam ich mit 6 Jahren - naja, eigentlich schon falsch, mit 3 Jahren hatte ich mich intensiv an den Weinbrandbohnen vergriffen. Aus Versehen, wirklich!
Am 28. Oktober 1984 haben wir während eines Sonntagsausflugs in Richtung Stadtilm an der Straße nach Egstedt vier kleine Kätzchen gefunden. Zwei schwarze und zwei dreifarbig-getigerte, vielleicht 3-4 Wochen alte Kätzchen turnten mitten auf der nebligen Landstraße herum. Der Straßenverkehr war zu DDR-Zeiten minimal, so dass wir quasi allein auf der Straße unterwegs waren, trotzdem sollten die Kleinen ja nicht auf der Straße herumlaufen. Da wir daheim schon mit Haustieren ausreichend versorgt waren (Meerschweinchen "Lieschen", namenlose Fische, ab und an ein Hamster), wollten meine Eltern erst keins der Kätzchen mitnehmen, außerdem war ja nicht klar, ob es vielleicht noch eine Mutterkatz dazu gab. Sie brachten jedenfalls die vier erbärmlich mauzenden und halbblind vor dem Auto herumwürmelnden Wesen auf das Feld - damit sie dort vielleicht etwas Deckung vor Raubvögeln hatten und auch nicht überfahren wurden. Als wir danach weiter fahren wollten, krabbelte eines davon, ein schwarzer Kater, in Richtung unseres Autos. Also stieg meine Mutter aus und brachte es wieder jenseits des Straßengrabens. Es kam aber sofort wieder hinterher - meine Mutter hat es aufgehoben und sich auf den Schoss gesetzt. "Das ist der kräftigste, den nehmen wir mit." Mein Vater protestierte erst, ein Blick in die beiden Gesichter auf dem Beifahrersitz belehrte ihn aber eines Besseren...
Der Sonntagsausflug wurde abgekürzt, in Stadtilm wurde im HO-Marktcafe sehr schnell ein Kaffee getrunken. Ohne Milch, denn die wurde von allen Dreien (mein Vater, meine Mutter und Gerd, ein Freund meines Vaters) in eine leere Filmdose geschüttet. Ich sass derweil im Auto und habe auf das kleine, zitternde und fiepende Kätzchen aufgepasst. Es biss mich ständig in die Finger, obwohl die ja nun wirklich nicht wie Zitzen aussahen... Die Kondensmilch aus der Filmdose habe ich ihm dann während der Fahrt auf der Rückbank mit den Fingern "serviert", nach wenigen Minuten war die Dose leer.
Unterwegs sahen wir dann zwei seiner Geschwister, beides die dreifarbigen, überfahren auf der Straße liegen... Ich hoffe ja immer noch, dass es das andere schwarze geschafft hat.
Zurück daheim in Erfurt haben wir den kleinen Neuankömmling dann ersteinmal mit Milch und Haferflocken versorgt, am Abend gab es dann etwas Schabefleisch, das glücklicherweise noch vom Vortag übrig war. Meine Mutter hat ihm noch die Tränenkanäle und die Augen mit Kamillentee ausgewaschen, bevor er in einen langen, tiefen Schlaf am Kachelofen fiel.
Am nächsten Tag dann Tierarzt - Entwurmung, Flohmittel und die Feststellung, dass es ein Kater ist. Und natürlich gab er ein prima Thema in der Schule ab, schließlich war eine Katze ein ganz anderes Kaliber als die üblichen Wellensittiche, Hamster und Meerschweinchen. Am Abend haben wir mitten im Flur auch den Namen beschlossen: "Blacky" sollte er heißen, von nun an fast 17 Jahre bei uns und im Sommer bei Opa und seinen Hühnern wohnen, Tante Grete wegen ihres Platzanspruchs am Kachelofen ärgern, nach der Schule auf meinem Schoß schnurren und, tja, 2007 als "Ella" reinkarnieren :)